In den verschiedenen Wing Chun Organisationen ist die Reihenfolge, die Anzahl und das Ziel des Formentrainings oftmals sehr unterschiedlich. In manchen Wing Chun Familien wurden Formen sogar hinzugefügt, in anderen wiederum werden einige gar nicht unterrichtet.

Im Laufe der Entwicklungsgeschichte des Wing Tschun haben unterschiedliches Verständnis und verschiedene Interpretationen der Techniken und Prinzipien dazu geführt, dass viele Lehrer immer wieder Weiterentwicklungen und Neuerungen eingeführt haben. Auch heute noch werden Änderungen in Formen und Ausführung entwickelt, was mit der Lebendigkeit der Kampfkunst erklärbar ist. Fachleute und Insider können an Bewegungen und Details der Ausführung erkennen, bei wem der Schüler gelernt hat.

Die Formen, die in der Wing Tschun Rifo Kampfkunst gelernt und trainiert werden:

Siu Nim Tao („Kleine Idee Form“)

Sie enthält die grundlegendsten Armtechniken als kleine Idee, wie sie in variierender Form später immer wieder genutzt werden. Hier werden sie für sich isoliert, oder in einfachen Kombinationen geübt. Die Grundlagen für die späteren Beintechniken werden hier als stabiler Stand geübt. Das Verhältnis von Haltung (Hüftkraft), Spannung und Entspannung ist das Fundament für eine gutes Wing Tschun ist eine gute Siu Nim Tao.

Chum Kiu („Suchende Arme“ / „Brücke schlagen“)

Basistechniken mit ersten Fußtechniken. Hier werden verschiedene Techniken in Kombinationen geübt, insbesondere das Zusammenspiel von beiden Armen, Beintechniken und Schritttechniken.

Biu Tze („Stoßende Finger“)

Die dritte und fortgeschrittenste waffenlose Form. Bevor der Schüler mit dem Biu Tze Training beginnt, muss er sowohl vom kämpferischen Aspekt, wie auch vom moralischen Hintergrund her eine bestimmte höhere Stufe erreicht haben. Nach einer Zeit des Biu Tze Trainings, wenn Hände und Füße eins geworden und die Körperbewegungen natürlich geworden sind, können neue und ungeahnte Energien entfaltet werden. Einige bezeichnen sie auch als Notfallform, in der Techniken erlernt werden, mit denen man aus ungünstigen Kampfpositionen in aussichtsreiche zurückzugelangt.

Muk Yan Chong („Holzpuppe“)

Sie ist kein Ersatz für einen lebenden Trainingspartner, aber sie ermöglicht ein intensitätsorientiertes Training. Mit ihr werden neue Bewegungen einstudiert und Fehler beseitigt.

Luk Dim Boon Kwun („Langstock“)

Ursprünglich aus dem Shaolin Kung Fu. Die Langstockform wurde nachträglich in das Wing Tschun System eingefügt. Mit  ihr entwickelt der Trainierende u. a. neue „Strukturen“ und Körperkräfte, die für sein ganzes Wing Tschun von hohem Nutzen sind.

Bart Cham Dao („Doppelkurzschwerter“, „Doppelmesser“ oder „Schmetterlingsmesser“)

Dies ist die letzte zu erlernende Form des Wing Tschun. Deswegen wird sie oft als „Geheimform“ bezeichnet. Allerdings gibt es keine Geheimnisse in den Formen. Sie verbessert die Schrittarbeit, Koordination, die Arbeit mit den Winkeln in Angriff und Abwehr. Die Doppelmesserform ist sowohl konzipiert für den Kampf gegen Langwaffen und bereichert gleichzeitig das Verständnis für den waffenlosen Kampf. Sie führt zu einer Überlegenheit des fortgeschrittenen Wing Tschun Kämpfers.